Freitag, 5. Februar 2010

Ich hasse euch alle

Wenn du dich fragst, ob du damit gemeint bist, bist du’s.

 

Ihr alle macht mich einfach krank. All die Scheiße, die um euch passiert und kein Mensch denkt dran auch nur einen Finger zu rühren, um was dagegen zu unternehmen.

 

Wer Gründe braucht, warum ich euch hasse, soll sie kriegen:

In New York gab es vor einigen Jahren einen Fall von einer Frau, die in dem Hof eines Häuserblocks am hellen Tag mehrfach vergewaltigt und dann ermordet wurde. Über 30 Menschen, die in den Blöcken wohnten haben zugesehen und niemand hat irgendetwas unternommen.

 

Niemand hat die Polizei gerufen. 

Niemand ist zur Szene gelaufen und hat das Stück Scheiße von der Frau runter gerissen.

Niemanden hat es interessiert was aus der Frau wurde.

 

Ein anderer Fall ereignete sich in der Gegend, in der ich aufgewachsen bin:

Ein vielleicht 10 Jahre alter Junge hat seine kleine Schwester, die etwa 6 Jahre alt war vor einer Meute Kindern zu sexuellen Handlungen gezwungen.

 

Es war auch da heller Tag.

Es war keine verwinkelte Gasse.

Sondern der Hof einer Häuserparzelle.

Niemand hat was unternommen.

 

Sicher man mag sagen, dass es noch Kinder waren und sie nicht wussten, dass es was Schlimmes war, was er gemacht hat. Dass sie recht und unrecht noch nicht gut genug unterscheiden können.

 

Aber damit belügen wir uns nur selbst. Wir sind dafür verantwortlich unseren Kindern ein gutes Beispiel zu sein und ihnen zu zeigen, wie man sich verhalten muss, wenn ein Mensch von einem anderen dazu gedrängt wird etwas zu tun, was er nicht tun will. Was haben wir stattdessen getan? Wir haben uns genauso verhalten. Nur gegafft und uns dran aufgegeilt.

 

Kinder verstehen sehr wohl, dass Tränen nichts sind, was hervorkommt, wenn man etwas tut, was man gern macht. Und trotzdem haben sie nichts gemacht. Und wir sind alle daran schuld.

 

Was passieren kann, wenn man Zivilcourage zeigt, ist uns vor nicht allzu langer Zeit bewiesen worden. Ein älterer Mann, Dominik Brunner, wurde bei dem Versuch 2 Jugendliche davon abzuhalten 4 Schüler zu bedrohen von den Jugendlichen zu Tode geprügelt.

 

Die beiden Jugendlichen müssen sich derzeit vor Gericht verantworten und haben eine lebenslange Haft- und eine 10 jährige Jugendstrafe zu erwarten. Brunner wurde nach seinem Tod von Bundespräsident Horst Köhler mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

 

Sicherlich ist es eine Tragödie, aber genau das ist der Punkt. Die beiden Jugendlichen hätten gar nicht die Gelegenheit gehabt Brunner zu Tode zu prügeln, wenn sich mehr Leute engagiert hätten. Im Nachhinein wird mit Worten wie Held und Drama um sich geworfen, dabei hat sich Brunner nicht heldenhaft, sondern nur menschlich verhalten.

 

Nur in einer total kranken Welt wie unserer kann Menschlichkeit als Heldentum angesehen werden und nicht als etwas Selbstverständliches.

 

Ich werde damit schließen, nicht weil mir die Beispiele ausgehen

- glaubt mir, ich hab nicht mal mit dem Beispielen angefangen -

sondern, weil es mich krank macht, darüber nachzudenken, wie weit es mit uns gekommen ist.

 

Ihr alle macht mich krank...

 

English Version

 

I hate all of you

 

If you’re wondering, if I mean you, I do.

 

You’re all sickening me. All this shit happening around you and no one even thinks of standing up and doing something against it.

 

You want reasons I hate you? You get them:

In New York, a couple of years ago, a woman was raped multiple times and killed in bright daylight in the courtyard of a house block. Over 30 people, who lived in the block, watched what happened and no one did anything.

 

No one called the police.

No one ran down and tore the piece of shit from the woman.

No one was interested what happened to her.

 

Another case happened in the area I grew up:

A boy of maybe 10 years forced his little sister, who was 6 or so at the time, to sexual actions in front of a crowd of children.

 

It was bright day.

It wasn’t an angled alley.

It was the courtyard of a block.

No one did anything.

 

Sure you can say that they were only children and they didn’t knew that what he did was a bad thing. That they can’t differ right from wrong that well.

 

But that would be only lying to us. We’re supposed to be role models for our children, to show them what’s right and wrong, to show them what you should do if a person is forced by another one to do something they don’t want to do. What did we do instead? We did the exact same thing. Only gawked and probably even got turned on by it.

 

Children understand tears very well and they know that you don’t cry if you’re doing something you want to do. Nevertheless they didn’t do anything. And we’re all responsible.

 

There was an example what can happen if you show moral courage not long ago. An older man, Dominik Brunner, was beaten to death by 2 adolescents as he tried to stop them from threatening 4 pupils.

 

The 2 adolescents must defend themselves before justice and may have a lifelong and a 10 years long punishment in jail ahead of them. Brunner was honored posthumously with the Bundesverdienstkreuz by federal president Horst Köhler.

 

Sure it’s a tragedy, but exactly that’s the point. The 2 adolescents wouldn’t have the chance to kill Brunner if more people would’ve helped. After things like that happen everyone uses words like hero and drama way too often, but what Brunner did wasn’t heroic, it was humane.

 

Only in a fucked up world like ours you can look at humanity and see it as heroism instead as something natural.

 

I’ll close with that, not because I ran out of examples - believe me I haven’t even started with the examples - but because it makes me sick thinking about how far we’ve fallen.

 

You all make me sick...

 

11 Kommentare:

  1. Und was machst du so konkret? Gib uns doch mal Tipps, was man so machen könnte.
    Moralische Predigten machen zwar immer einen guten Eindruck, bleiben aber ebenfalls folgenlos.
    Wenn du selbst nichts tust und nur jammerst, dann bist du auch nichts weiter als ein Schwätzer wie viele andere und kannst dich auch selber hassen.

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  2. Ich hab nie behauptet, dass mein Hass bei mir aufhört. Hab in dem Text schließlich oft genug von "wir" und nicht "ihr" geredet.

    Was man machen kann, ist nicht immer wegzusehen, wenn man sieht, dass irgendwo Scheiße passiert, sondern was zu unternehmen. Hilfe anbieten, statt die Mitmenschen mit Gleichgültigkeit tot zu prügeln. Das versuche ich auch einzuhalten.

    Davon abgesehen sehe ich schon die Tatsache, dass ich versuche anderen die Augen zu öffnen als Tat an. Denn damit was geändert werden kann, muss man erstmal sehen, wo die Probleme liegen, bzw. was geändert werden muss/ sollte.

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  3. Klar, Zivilcourage ist wichtig, da möchte ich auch nicht gegenreden.
    Es gibt und gab immer Arschgeigen auf der Welt und die wird es auch immer geben.

    Wo das Problem liegt: zuviele uncouragierte Leute.
    Was wir ändern können: wir werden zivilcouragiert. Ehrlich gesagt ist das die einzige Aussage, die ich hier sehen konnte.
    Dein Eintrag startet mit einem kollektiven Hass an alle Leser - ich will dich hier echt nicht angreifen, aber so nach Augen öffnen sieht mir das nicht aus.
    Wenn du mit deinem Eintrag primär Dampf ablassen wolltest, dann will ich dir auch nicht reinreden, aber wenn es ernsthaft ein motivierender Text sein soll, der andere zum Nachdenken anregt und vielleicht auch mal zum Handeln, dann würd ich die Formulierung und Anrede nochmal überdenken.

    Es tut in einem Blog nicht not, jedem in den Arsch zu kriechen, aber wenn du jemandem die "Augen öffnen" willst, dann ist es sicher wirksamer, nicht mit "Ich hasse euch alle, dich und dich und JA, dich auch!" zu beginnen. Da schaltet der Leser nämlich gleich in den Abwehrmodus, schätze ich.

    Ladeniel

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  4. Braucht man denn tatsächlich noch eine andere Aussage? Dadurch würden schon locker 2/3 der Probleme, denen wir täglich begegnen aus der Welt geschafft. Nur weil die Probleme kompliziert wirken, heißt das nicht, dass die Lösungen es auch sein müssen.

    Njo, Dampf ablassen gehörte sicherlich auch dazu, war aber nur die Glasur auf dem Kuchen. Und wenn man heute jemanden erreichen will, reicht es nicht, ihnen auf die Schulter zu klopfen, man muss sie mit einem Vorschlaghammer treffen. Erst dann kann man sich ihrer Aufmerksamkeit gewiss sein. Und das war eben mein Vorschlaghammer.

    Ich hab mir darüber einige Gedanken gemacht und der Grund warum ich zu dem Schluss kam ist einmal, dass es so ziemlich der Wahrheit entspricht. Zum anderen wurden andere Wege schon hinreichend ausgeschöpft und haben nicht besonders viel bewirkt. Also versuch ich es auf einem extremeren Weg.

    Wer für neue Gedankengänge nicht offen ist, bei dem wird das hier alles ohnehin nichts bringen und ich schätze, dass ich diejenigen dadurch schonmal abwehre und mir ihre bescheuerten Kommentare nicht durchlesen muss. Sicher schreckt man dadurch auch Leute ab, die vielleicht willens sind, ihre Denkweisen neu zu ordnen, aber ein wenig Verlust ist immer.

    Man kann eben nicht alle erreichen. Eine Lektion, die ich schon mehr als ein mal lernen musste.

    In dem Sinne

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  5. >>Braucht man denn tatsächlich noch eine andere Aussage?

    DAS wollte ich damit ausdrücken. Ohne dir zu nahe treten zu wollen: Diese Idee ist ja, weiß Gott, nicht neu.
    Ich kann nur nicht ganz glauben, dass du mit diesem Blogeintrag ernsthaft daran glaubst, etwas zu verändern.

    Ich will keineswegs pessimistisch oder fatalistisch klingen, aber ruhst du dich nicht ein klein wenig auf diesen Lorbeeren aus?
    Seien wir doch mal ehrlich, du hast einen Blog, den vielleicht - im besten Falle - 20 Leute lesen. Davon sind eventuell 10 interessiert.
    Ich empfinde deinen Eintrag weniger als "Holzhammer", sondern eher als Schrei in einem verlassenen Wald. Laut, aber da ist keiner, der ihn hört.

    Ich will ehrlich sein: Ich habe meine Einstellung der Zivilcourage nicht geändert.

    Wenn jemand vor meinen Augen verprügelt wird, dann rufe ich die Polizei und bitte, falls anwesend, große, starkaussehende Leute um Hilfe.
    Ich kann nicht von mir sagen, dass ich mich todesmutig dazwischen werfen würde - wenn es sich um einen sehr extremen Fall handeln würde, dann vielleicht, aber auch das möchte ich nicht beschwören.
    Das Gesetz gesteht mir zu, keine Hilfe leisten zu müssen, wenn ich dadurch unmittelbar selbst in Gefahr gerate.
    Wenn ich nachts über die Landstraße fahre und am Straßenrand steht ein Auto und daneben vielleicht jemand, der winkt, dann halte ich nicht an und steige aus. Ich fahre einige hundert Meter weiter und informiere von da aus die Polizei.
    Auch hierbei steht das Gesetz hinter mir.

    Um nicht nur Kritik zu leisten: Immerhin gehörst du zu den Menschen, die diese Missstände bemerken und auch anprangern.
    Was gibt es für Alternativen, mehr Menschen zu erreichen?
    Teilweise wurden Kampagnen gestartet, Prominente haben sich für Zivilcourage ausgesprochen.
    Was fehlt?
    Wahrscheinlich nur die Initiative der Leute, die da sind, wenn wieder etwas passiert...

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  6. Zu der Auto-Sache: Ich würde da durchaus einen Blick riskieren, aber dazu nicht sofort aus dem Auto aussteigen.

    Nach einigen Vorfällen, die ich in diesen Situation mehr oder weniger direkt erfahren habe, steige ich nachts nicht einfach so aus dem Auto in die Dunkelheit. Traurigerweise nutzen manche auch die Zivilcourage zum organisierten Verbrechen aus.

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  7. Scheinst mir ja nicht grad viel zuzutrauen ;) Ich kann dich beruhigen: Ich bin weder völlig naiv, noch total bescheuert. Sicherlich nicht die hellste Birne im Leuchter, aber bisher bin ich noch immer durchgekommen.

    Dass die Idee nicht neu ist, ist mir genauso klar, wie die Tatsache, dass sich Juden und Arabar deshalb wohl kaum weinend in die Arme fallen werden.

    Wieso du drauf kommst, dass ich mich auf dem was "erreicht" habe ausruhe, versteh ich allerdings wirklich nicht ganz.

    Veränderung kommt selten von jetzt auf gleich. Selbst wenn der Text bei wem was bewirkt haben sollte, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass es ihm/ ihr wie Schuppen von den Augen fällt. Das ist ein Prozess der denken erfordert und sowas braucht immer Zeit.

    Es geht auch nicht darum seine eigene Gesundheit völlig hirnlos für andere zu riskieren. Überhaupt _irgendwas_ zu machen ist derzeit schon ein Fortschritt. Was ich am widerlichsten finde sind die Gaffer, die nur danebenstehen und sich dran aufgeilen. Wobei es mich heute nicht mal überraschen würde, wenn bspw. bei dem Fall mit der Vergewaltigung heute noch 5 oder mehr Kerle runterstürzen und mitmachen wollen.

    Eine Sache musst du bedenken, wenn du den ganzen Kappes hier verstehen willst:
    Nur weil der Kampf hoffnungslos ist, ist das noch lange kein Grund, einfach aufzugeben. Denn hier geht es um uns alle.

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  8. Es ist nicht so, dass ich dir nichts zutraue, ich sagte ja bereits, dass ich dein Interesse an diesem Thema schätze.

    >>Wieso du drauf kommst, dass ich mich auf dem was "erreicht" habe ausruhe, versteh ich allerdings wirklich nicht ganz.

    Ich bezog mich hierbei auf diesen Satz von dir:

    >>Davon abgesehen sehe ich schon die Tatsache, dass ich versuche anderen die Augen zu öffnen als Tat an.

    Versteh mich nicht falsch, ich sehe das als Interessenbekundung an, aber nicht als Tat. Dieser Beitrag hier ist keine Zivilcourage - höchstens der Ansatz dazu.

    >>Eine Sache musst du bedenken, wenn du den ganzen Kappes hier verstehen willst:
    Nur weil der Kampf hoffnungslos ist, ist das noch lange kein Grund, einfach aufzugeben. Denn hier geht es um uns alle.

    Da kann ich nur sagen "word". :)

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  9. Ich bin aber nicht so naiv, wie du mich evtl. siehst ;)

    Ich hör ja nicht dabei auf, so Sachen zu schreiben. Ich helfe auch aktiv, bloß stößt man als Einzelperson dabei recht schnell an Grenzen, weshalb mal neue Leute "angelernt" werden müssen.

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  10. Ich hab auch nicht behauptet, dass du naiv seist.

    Gerade bei deiner aktiven Mithilfe frage ich mich, warum du das nicht in den Blog schreibst. Konkrete Beispiele würden doch enorm zu deiner Glaubwürdigkeit beisteuern.

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  11. Hat verschiedene Gründe: Erstens profilier ich mich nicht gern damit, weil es für mich selbstverständlich ist.
    Und zweitens müsste ich dafür die Probleme anderer an ein praktisch nicht limitiertes Publikum weitergeben, nur damit ich besser dastehe.
    Ja ich weiß, ist eine ziemliche Überschätzung der Umstände, aber theoretisch kann jeder mit einem Internetanschluss das hier lesen.

    Die Hilfe, die ich biete bezieht sich zum Großteil (jedoch nicht ausschließlich) auf meinen Bekanntenkreis und da würd ich nur sehr ungern von Details von deren Probleme reden.

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